Nach einem schwierigen Jahr 2022 rücken deutsche Aktien wieder stärker in den Fokus der Anleger. Dabei konzentrieren sich die Investoren häufig zunächst auf Standardwerte. Alexander Dominicus, Portfoliomanager bei MainFirst, beurteilt die Entwicklung der deutschen Nebenwerte (MDax, SDax) im Vergleich zu den Dax-Konzernen in diesem Jahr.
"Nebenwerte hinken hinterher und werden erst wieder interessant, wenn sich die Rally konsolidiert hat", sagt Alexander Dominicus. Zudem gebe es noch viele Skeptiker im Markt, die der starken Marktentwicklung nicht ganz trauen und sich mit Blue Chips wohler fühlen, um flexibel auf kurzfristige Veränderungen reagieren zu können.
"Wir halten kleinere Unternehmen nicht grundsätzlich für riskanter", ergänzt Alexander Dominicus. "Für uns liegt das Risiko im Unternehmen und im Geschäftsmodell, nicht in der Kursentwicklung."
Dazu gehöre eine fundamentale Analyse und die Frage, wie anfällig die Umsätze des Unternehmens zum Beispiel bei einem Konjunkturabschwung sind. Auch die Bilanzqualität spielt bei der Risikoeinschätzung eine wichtige Rolle. Schließlich gibt es sowohl bei den Blue Chips als auch bei den Small Caps zyklische Unternehmen mit schlechten Bilanzen.
Bei der Bewertung potenzieller Investitionen in kleinere Unternehmen wird die Qualität des Managementteams immer wichtiger. "Je kleiner das Unternehmen, desto wichtiger ist das Management. Während große Unternehmen oft von der Entwicklung ihrer Märkte und Branchen abhängig sind, kann ein gutes Management bei einem kleinen Unternehmen einen viel größeren Unterschied machen. Deshalb ist es für uns bei der Aktienauswahl so wichtig. Wir bevorzugen den Typus des Unternehmers, der sich mit dem Unternehmen identifiziert und sein eigenes Geld investiert hat, gegenüber dem angestellten Manager in einem großen Unternehmen".
Maschinenbau und IT
Der Maschinenbau ist eine der Branchen, die MainFirst unter die Lupe nimmt. "Wir schauen uns an, wo deutsche Unternehmen besonders gut sind und welche Branchen langfristig die größten Chancen bieten. Deutschland ist sicherlich ein Land der Ingenieure und hat viele Hidden Champions in der Industrie, zum Beispiel im Maschinenbau. Deren Produkte sind oft Weltklasse und spielen eine wichtige Rolle bei der Automatisierung von Produktionsprozessen. Langfristig interessant ist auch der Technologiesektor. Auch hier gibt es in Deutschland viele Unternehmen aus der zweiten Reihe, zum Beispiel IT-Dienstleister, die die Digitalisierung des Mittelstands vorantreiben.
MainFirst sucht nach Unternehmen, die organisch wachsen können, zum Beispiel durch strukturelles Wachstum, Marktanteilsgewinne oder Effizienzsteigerungen. "Die Bewertung des Unternehmens und die Qualität des Managements sind ebenfalls wichtige Faktoren bei unserer Analyse. Wir suchen nach konservativen und verlässlichen Managern. Wenn diese Kriterien erfüllt sind, investieren wir langfristig mit einem Zeithorizont von drei bis fünf Jahren.“
Wie sehen die langfristigen Wachstumsperspektiven für kleinere deutsche Unternehmen im Vergleich zu Großkonzernen aus? Alexander Dominicus: "Während es für große Unternehmen schwierig ist, Marktanteile zu gewinnen, können kleine Unternehmen in der Regel aus eigener Kraft wachsen. Dabei sollte das Portfolio insgesamt deutlich mehr Wachstumspotenzial bieten als die Gesamtwirtschaft. So erzielten unsere Portfoliounternehmen im ersten Quartal im gewichteten Durchschnitt ein zweistelliges Umsatzwachstum, während das Wirtschaftswachstum in Deutschland sogar leicht negativ war. Wichtig ist ein Anlagehorizont von mindestens drei bis fünf Jahren, idealerweise länger. Wichtig ist auch, sich von Kursschwankungen nicht nervös machen zu lassen, denn wir sind überzeugt, dass sich die Kurse langfristig an den Fundamentaldaten orientieren und das Wachstum der Unternehmen widerspiegeln werden.
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