Der MainFirst Global Dividend Stars feierte am 10. Juli sein fünfjähriges Jubiläum. Eine gute Gelegenheit für ein Gespräch mit den beiden Fondsmanagern Thomas Meier und Christos Sitounis vom Team Global Dividend / Value Eurozone Equities.
Der MainFirst Global Dividend Stars verfolgt eine Barbell-Strategie mit einem Value-Investing-Ansatz. Hierbei investiert der Fonds einerseits in konservative, defensive Kerninvestments, andererseits erfolgt eine signifikante Beimischung von wachstumsstarken klein- und mittelgroßkapitalisierten Unternehmen, z. B. familiengeführte Mittelstandsunternehmen, sogenannte „Hidden Champions“. Thomas, wie hat sich die Strategie in den vergangenen fünf Jahren behauptet?
Thomas Meier: „Die vergangenen fünf Jahre waren wirklich eine Feuerprobe für die Strategie! Unserer Meinung nach hat sich die Strategie beziehungsweise der Fonds gut inmitten vieler Ereignisse wie beispielsweise dem China-Hard-Landing, dem Brexit, einem andauernden Handelskrieg zwischen den USA und China und nun ebenfalls in der Corona-Pandemie entsprechend behaupten können. Die Grundidee einen Dividendenfonds mit einem ausgewogenen Ansatz zu konzipieren (Barbell-Strategie) bietet einen Mehrwert für Investoren. Die Barbell-Strategie vereint attraktives langfristiges Wachstums- und Dividendenpotential klein- und mittelgroßkapitalisierter Unternehmen. Insbesondere familien- beziehungsweise inhabergeführte Unternehmen erweisen sich über einen längeren Zeithorizont als wahre Hidden Champions. Ein solches Unternehmen stellt für uns zum Beispiel das italienische Familienunternehmen „Carel Industries“ dar, welches auf Systemlösungen und Steuereinheiten für Luftbefeuchtungs- und Kühlanlagen sowie Klimatechnik spezialisiert ist.“
Wie beurteilst du die Performance des Fonds gegenüber Wettbewerbern?
Thomas Meier: „Die Wertentwicklung unseres Fonds muss sich weder gegenüber der Konkurrenz, ETFs oder dem Vergleichsindex verstecken. Wir erzielten eine relative Performance, die einen Großteil unserer deutschen Wettbewerber sowie globaler Dividenden-ETFs in den Schatten stellt. Allein im vergangenen Jahr gehörte unser Fonds knapp zum obersten Morningstar Dezil bei der Wertentwicklung. Vor dem Hintergrund unseres hohen Anteils an klein- und mittelgroßkapitalisierten Unternehmen, welcher derzeit 50 % beträgt, können wir sogar in Marktphasen mit hoher Volatilität meist mit den großkapitalisierten Dividendenfonds und ihrem stark defensiven Charakter mithalten, obwohl unser Fonds deutlich stärker streuen kann.“
Wenn wir auf die vergangenen fünf Jahre zurückblicken. Was waren die größten Herausforderungen für Euch als Fondsmanager?
Christos Sitounis: „Die Herausforderungen, die uns die letzten Jahre beschäftigt haben, decken sich mit den allgemeinen Marktthemen: Value vs. Growth, Low Vola-Stocks, Large Cap vs. Small Cap, USA vs. Europa und das strukturelle Niedrigzinsniveau. Ein zentraler Baustein unserer Strategie stellt der fundamentale „Bottom-Up“-Ansatz dar. Hierbei ist die Bewertung ein Grundpfeiler im Selektionsprozess. Wir haben in den letzten Jahren beobachtet, dass insbesondere Geschäftsmodelle mit niedriger Schwankungsintensität als Dividendensurrogate verkommen sind. In vielen Fällen blicken wir besorgt auf die Bewertung von traditionellen Dividendensektoren, die diesen Eigenschaften entsprechen. Sie erlebten durch das strukturelle Niedrigzinsumfeld eine ungeahnte Investmentnachfrage. Wir haben uns diesem Trend bewusst zum Teil entzogen, leider auch – und das sage ich mit einem lachenden Auge - zu Lasten unseres Nervenkorsetts. Letztendlich sind wir im Stande gewesen, diesen in Kauf genommenen Nachteil durch eine unterrepräsentierte Gewichtung auszugleichen und fühlen uns bei einem potentiellen Trendbruch beziehungsweise einer Sektorrotation gut gewappnet.“
Zum Thema Dividendenrendite: Diese erfreuen sich hoher Beliebtheit bei Investoren. Das Anlageziel des MainFirst Global Dividend Stars ist die Erwirtschaftung einer angemessenen Rendite durch mittel- bis langfristiges Kapitalwachstum und regelmäßige Ausschüttungen, welche zweimal im Jahr an seine Anteilseigner erfolgen. Thomas, wie sieht die Dividendenrendite im Fonds aus?
Thomas Meier: „In der Tat haben Dividendenfonds in den vergangenen Jahren an Beliebtheit gewonnen, gefördert durch den Anlagenotstand aufgrund des strukturellen Niedrigzinsumfelds. Wir fokussieren uns auf die Nachhaltigkeit und Qualität der Dividende, das heißt wir selektieren nicht ausschließlich aufgrund einer hohen absoluten Dividende. Begleitet wird die Herangehensweise von einer fundamentalen Analyse des Geschäftsmodells, der Bilanzstruktur und des Free-Cash Flows. Abgerundet wird unser Ansatz von einem modellbasierten Vorgehen um sicherzustellen, dass keine künstlich hohen Dividenden aufgrund zu niedriger Investitionen ausgezahlt werden. Das Resultat sind Unternehmen mit hoher Substanz. Derzeit weisen beispielsweise knapp 20 % unserer Unternehmen eine Netto-Kasseposition aus.
Wir differenzieren uns zu Wettbewerbern durch eine zweimalige Auszahlung pro Jahr und einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 3,4 % seit Auflage.
Natürlich wird die Corona-Pandemie auch Spuren bei unserer Auszahlung hinterlassen, aber wir sind zuversichtlich, dass wir ab dem kommenden Jahr wieder zu alten Niveaus zurückkehren werden.“
Das 5-jährige Jubiläum fällt jetzt mitten in die Coronakrise und stellt uns alle vor neue Herausforderungen. Christos, was sind denn die Investmentthemen in dieser Zeit und welche Veränderungen ergaben sich?
Christos Sitounis: „Natürlich hätten wir uns ein schöneres Umfeld gewünscht. Wir halten an unserer Investmentphilosophie unabhängig von den Marktgeschehnissen fest, da wir einen langfristigen Mehrwert gewährleisten wollen. Die kurze und signifikante Korrektur haben wir aktiv genutzt, um Unternehmen mit erfolgreichen Geschäftsmodellen, einer hervorragenderen Marktpositionierung und einer starken Unternehmenskultur zum attraktiven Preis einzusammeln. Zu diesen Unternehmen gehören beispielsweise Linde (Industriegase), IDEX (Fluidiksysteme), Lamb Weston (Kartoffelproduzent), Sika (Bauchemie) oder Corticeira Amorim (Korkproduzent).“
Thomas, welchen Ausblick könnt Ihr unseren Investoren mit auf den Weg geben?
Thomas Meier: „Wir empfehlen Investoren nicht nur die Vergangenheit und derzeitige Lage zu beachten, sondern den Blick nach vorne zu richten. Korrekturen oder volatile Phasen haben sich immer langfristig für einen Einstieg angeboten. Jedoch ist für den Erfolg eines Unternehmens - und nachgelagert den Erfolg eines Dividendenfonds - ausschlaggebend, wie er für die nächsten Jahre ausgerichtet ist. Wir wollen das Bewusstsein der Investoren schärfen, dass die traditionellen Dividendenzahler von gestern nicht gleichbedeutend sind mit erfolgreichen Ausschüttungen von morgen. Ein detaillierter Blick in das Dividendenkonzept ist essentiell, um langfristig sein Vermögen inflationsbereinigt zu vermehren!“
Wir danken Euch für Eure Zeit und das interessante Gespräch!