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Private Equity greift bei deutschen Nebenwerten zu

Editorial von Alexander Dominicus

Die niedrige Bewertung deutscher Nebenwerte bleibt auch Private Equity Firmen nicht verborgen. Die Branche hat zunehmend ein Auge auf börsengelistete Unternehmen geworfen. Der Grund liegt auf der Hand: Nach vielen Jahren der Underperformance sind Small Caps historisch günstig bewertet und können damit trotz Prämie ein attraktives Übernahmeziel für Private Equity Investoren sein.

Im August vergangenen Jahres sorgte eine Nachricht bei OHB für Aufsehen. Der Private Equity Gigant KKR plant ein Übernahmeangebot und möchte die Firma von der Börse nehmen. OHB ist ein klassischer Hidden Champion und als Familienunternehmen ein Nischenanbieter in der attraktiven und wachsenden Raumfahrt-Branche. Das Potential wurde dennoch lange von der Börse verkannt. Im links liegen gelassenen Nebenwertesegment hat die Firma nicht die nötige Aufmerksamkeit erhalten und ist schließlich als Übernahmekandidat von Private Equity entdeckt worden.

OHB ist kein Einzelfall, denn Private Equity Firmen schielen vermehrt auf börsengelistete Hidden Champions des deutschen Mittelstands. Weitere prominente Beispiele sind die Softwarefirma Suse und der Mittelständler Va-Q-tec, welche beide durch EQT übernommen wurden.

Aber warum ist der Markt für Private Equity so interessant? Denn die Hürden sind nicht zu vernachlässigen, um börsengelistete Unternehmen zu übernehmen. Zum einen werden in der Regel hohe Prämien gezahlt, um einen Anreiz für die bestehenden Aktionäre zu schaffen, ihre Aktien auch anzudienen. Diese Prämien können gerne 30% übersteigen und schmälern das Renditepotential. Zum anderen sind die regulatorischen Hürden hoch und letztendlich gibt es keine Transaktionssicherheit. Es ist schwierig vorauszusagen, wie viele Aktien am Ende in den Händen des Bietenden landen.

Und doch scheinen sich solche Übernahmen in Einzelfällen mehr als zu lohnen. Kapital ist weiterhin genügend da und das Angebot an guten Unternehmen zu attraktiven Preisen mehr als begrenzt. Die große Schwierigkeit für Private Equity Unternehmen: Verkäufer im privaten Markt sind häufig nicht bereit, die niedriges Multiples an der Börse zu akzeptieren. Ist die Börse doch volatil und sah die Welt vor ein paar Jahren noch ganz anders aus. So hat jeder Eigentümer einen ungefähren Preis für sein Unternehmen im Kopf und wird davon nicht abweichen, wenn die Multiples an der Börse gerade mal niedrig sind. Damit kann es die bessere Alternative sein, eine börsengelistete Firma zu übernehmen und trotz Übernahmeprämie noch ein attraktives Multiple zu erzielen.

So konnte man es auch jüngst bei Encavis beobachten. Die Aktie war über viele Jahre hinweg ein Starperformer, doch der Wind hatte sich zuletzt gedreht. Den steigenden Zinsen und dem Abverkauf bei Nebenwerten konnte sich auch Encavis trotz operativ guter Entwicklung nicht entziehen. So hat sich die Aktie seit ihrem Hoch in 2022 zwischenzeitlich mehr als halbiert und damit eine wohl zu günstige Bewertung bekommen, sodass sie schlussendlich in den Fokus von KKR rückte, die Encavis mit einer Prämie von circa 30% übernehmen möchten.

Wir gehen davon aus, dass das nicht das Ende gewesen sein wird. Nach mehreren Jahren Underperformance der Nebenwerte ist das Segment völlig links liegen gelassen worden. Doch trotz toller Unternehmen und vielen guten Geschäftsmodellen interessiert sich die Börse für diese Aktien kaum noch. Das erhöht mittlerweile das Kurspotential für dieses Segment doppelt, denn Anleger können nicht nur auf eine Erholung des Segments hoffen, sondern auch noch attraktive Übernahmeprämien einstreichen, wenn Private Equity die Fühler ausstrecken. Daher gehen wir davon aus, dass noch einige Mittelständler bei Private Equity Firmen auf der Watchlist stehen und wir weitere Übernahmen im Laufe des Jahres sehen werden.

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