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Trading-Apps, Gamestop & Co - braucht man noch Aktienfonds ?

Von Thomas Meier und Alexander Dominicus

"Aktienhandel für die Hosentasche: Die besten Trading-App für jedermann"," Schneller Aktienhandel für Kleinanleger: Neue Broker machen es möglich“ – diese und ähnliche Artikelüberschriften häufen sich aktuell erneut. Viele langfristige Anleger reiben sich verwundert die Augen und fragen sich, ist es schon wieder soweit oder ist das tatsächlich der Beginn einer neuen Aktienkultur? Vieles weist darauf hin: Die Anzahl der Depoteröffnungen wächst rasant und private Sparer entdecken den Kapitalmarkt wieder für sich.

Laut der Deutschen Bundesbank investierten allein deutsche Privathaushalte im dritten Quartal 2020 20 Milliarden Euro in Aktien und Investmentfonds. Das entspricht laut Bundesbank dem Dreifachen der durchschnittlichen Zukäufe der vergangenen zehn Jahre. Auch Online Broker berichten vermehrt euphorische Daten zu Depot-Neueröffnungen, insbesondere seitens der jüngeren Generation. Dies lässt den Schluss zu, dass es berechtigte Hoffnungen bezüglich einer verbesserten Investmentkultur gibt. Konterkariert wird diese Hoffnung von der Welle kurzfristiger Spekulationen von Privatanlegern in Einzelwerten wie wir es jenseits des Atlantiks erlebt haben. Unterstützt wird dieser Trend von der Nutzung mobiler Endgeräte, Internetforen wie #WallStreetBets sowie durch den Wegfall von Gebühren oder der Möglichkeit zu hebeln. Betrachtet man nun noch den Austausch von Anlegern auf diesen Internetforen, so kann man sich fragen: Braucht man noch Aktienfonds? Steigt man näher in die Psychologie dieser sogenannten „Investoren" ein, so erkennt man jedoch folgendes Muster: Es wird gekauft, was andere kaufen, was bereits gut gelaufen ist oder was als "heißer Wert" betrachtet wird. In Kombination mit einer häufigen Nutzung des Mobilfunkgerätes oder -tablets sowie einer verkürzten Aufmerksamkeitsspanne des Nutzers, führt dies zur Schnelllebigkeit eines "Investments". Diese Vorgehensweise widerspricht jedoch allen grundlegenden Aspekten für einen langfristigen Vermögensaufbau: einer detaillierte Analyse, einer Langfristigkeit der Anlage und eine Streuung zur Risikominimierung. Es ist nicht relevant, wie man investiert, per Mausklick oder nicht, sondern was man kauft!

Jedem nüchternen Betrachter wird hier schnell klar: Die Vorteile eines Aktienfonds für den Hauptteil der Geldanlage bleiben bestehen: Die Streuung, das diversifizierte Investieren in verschiedene Geschäftsmodelle und vor allem die Nutzung von Expertise. Professionelle Experten mit langfristigem Erfahrungsschatz und Track record suchen tagein tagaus interessante Geschäftsmodelle, ob strukturelle Trends, Hidden Champions oder aussichtsreiche Dividendenwerte. Sie verbringen viel Zeit mit Unternehmensgesprächen, Bewertungsanalysen und der Marktbeobachtung.

Selbst wenn Anleger das direkte Investment präferieren, so sollten sie sich nicht nur auf Tipps aus Investmentforen verlassen, sondern sich zusätzlich intensiv mit Geschäftsmodellen, Bewertungen und Managementqualität auseinandersetzen. Da dies viel Zeit, Erfahrung und Know-how benötigt, sollte in Zeiten von Trading Apps & Co zwischen langfristiger Kapitalanlage durch Fonds und Hobby- Investments unterschieden werden.

Autoren: Thomas Meier, Portfoliomanager des MainFirst Global Dividend Stars & MainFirst Euro Value Stars und Alexander Domincus, Portfoliomanager des MainFirst Top European Ideas Fund & MainFirst Germany Fund

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