Getrübte Stimmung
Nach der überaus schwachen Entwicklung im Jahr 2022 scheint die Mehrheit der Anleger eine gesunde Grundskepsis gegenüber Aktien von Wachstumsunternehmen zu hegen. Einige Stimmen vergleichen die aktuelle Situation sogar mit der sogenannten „Dot.com-Blase“ vor rund 20 Jahren. Viele Unternehmen, die zu Beginn der Pandemie noch über einen Mangel an IT-Spezialisten klagten, bauen nun Stellen ab. So haben bereits viele der Tech-Plattformen Entlassungen angekündigt, beispielsweise Microsoft 10.000, Alphabet 12.000 und Amazon 18.000. Angesichts der Tatsache, dass die drei genannten Unternehmen im Jahr 2022 Rekordumsätze verzeichneten, könnten diese Maßnahmen als Signal für ein schwächeres zukünftiges Umfeld gewertet werden. Doch sind die aktuellen Wachstumsperspektiven wirklich so kritisch zu bewerten, oder sehen wir derzeit den idealtypischen Verlauf eines Schweinezyklus, der gerade jetzt besondere Chancen für Anleger birgt? Um dies beurteilen zu können, ist zunächst eine Einordnung der Lage in den historischen Kontext notwendig.
Die Erfahrungen seit Beginn der Pandemie dürften in Wirtschaftskreisen noch viele Jahre diskutiert werden. Wie sind die einzelnen Geschäftsmodelle mit den Herausforderungen von Lockdowns oder den Lieferkettenproblemen umgegangen? Und welche Prozesse sind für die Zukunft notwendig, um mit solchen Krisen besser umgehen zu können? Als Nachwirkung scheint in einigen Branchen allerdings erst einmal eine Katerstimmung zu herrschen. So berichten die PC-Hersteller nach der Sonderkonjunktur der Jahre 2020/2021 von zweistelligen Umsatzrückgängen. Branchenprimus Lenovo beispielsweise hat im vierten Quartal 24 % weniger umgesetzt. Auch diverse Halbleiterunternehmen melden seit kurzem rückläufige Umsätze, da die Lieferengpässe der vergangenen Jahre behoben zu sein scheinen und somit der Preis für einen Standard 8-GB-DRAM-Chip (Bloomberg ISPPDR37 Index) mit 1,80 US-Dollar rund 50 % unter dem Vorjahresniveau liegt.
Allerdings ist zu beachten, dass sich der Preiswettbewerb vor allem im Bereich der sogenannten Memory-Chips mit Bezug zu Konsumelektronik-Artikeln (Smartphones, Laptops etc.) verschärft hat. Entsprechend getrübt ist die Stimmung bei Unternehmen wie Samsung, SK Hynix oder Micron Electronic. Intel musste im abgelaufenen Quartal sogar einen Nettoverlust berichten. Wenig überraschend kündigen Unternehmen eine Kürzung der geplanten Investitionen an – eine wesentliche Voraussetzung für eine Stabilisierung der Angebots- und Nachfragesituation.
Quelle: Morgan Stanley Research, Stand 17. Januar 2023
Im Gegensatz dazu scheinen Halbleiterlösungen für die Automobilindustrie nach wie vor mit erheblichen Lieferzeiten verbunden zu sein. Dies spiegelt die steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen wider, die im direkten Vergleich zu Verbrennerfahrzeugen deutlich mehr Halbleiter benötigen, z. B. sogenannte MOSFETs für das Batteriemanagement. Bei diesen sieht die Lage bei weitem nicht so düster aus.
Eine neue Ära
Innerhalb des Subsegments der Mikroprozessoren springt jedoch die weiterhin gute Stimmung der Unternehmen mit Bezug zur Fertigung von Hochleistungs-Halbleitern ins Auge. Erst kürzlich haben die Subventionen des US CHIPS and Science Act in den Vereinigten Staaten zur Förderung der lokalen Produktion von Mikroprozessoren zu einer Vielzahl von Investitionsankündigungen für neue Chipwerke geführt. Unternehmen, die über das nötige Equipment zur Herstellung modernster Chips verfügen, verzeichnen einen ungebrochenen Auftragsboom. Insbesondere die EUV-Maschinen der niederländischen Firma ASML, mit denen Arbeitsspeicher kleiner als 10 Nanometer hergestellt werden können, sind auf Jahre hinaus ausgebucht. Der Auftragsbestand von ASML beläuft sich derzeit auf über 60 Milliarden Euro.
Es gibt jedoch unzählige Beispiele, in denen Investitionen aus rein protektionistischen Interessen keinen nachhaltigen Wert schaffen. Es stellt sich daher die Frage, ob für die aus den Fördermitteln des US CHIPS and Science Act finanzierten Speicher auch die notwendige Nachfrage besteht und die geplanten Investitionen ihre Kapitalkosten wirklich verdienen. Aus wirtschaftspolitischer Sicht sollte es aber um mehr gehen als nur um die Schaffung von Arbeitsplätzen in einer Wachstumsbranche, nämlich vielmehr darum, die Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern zu reduzieren.
Das Fondsmanagement der globalen Aktienstrategie von MainFirst geht davon aus, dass die technologische Entwicklung unabhängig von politischen Fördermaßnahmen erneut vor einer neuen Ära steht. Demnach sollte künstliche Intelligenz den nächsten Quantensprung im Hinblick auf den Megatrend „Digitalisierung“ auslösen. Diese Annahme wird ganz aktuell durch die Nutzeranmeldungen von „ChatGPT“ gestützt. Sollten sich KI-basierte Chatbots mit ihren selbstlernenden Algorithmen als Standardanwendung durchsetzen, werden unglaubliche Rechenleistungen benötigt. Die Nachfrage nach Hochleistungsprozessoren könnte also rosigen Zeiten entgegensehen.
Das Wettrüsten der Supercomputer
Für KI-basierte Lernmodelle stellen GPUs (Graphic Processor Units) die notwendige Rechenleistung zur Verfügung, da sie speziell dafür konzipiert sind, simultan eine Vielzahl von Anfragen zu bearbeiten. Der klare Marktführer bei GPUs hat das exponentielle Wachstum der Rechenleistungen im Zusammenhang mit selbstlernenden Anwendungen frühzeitig erkannt und sich mit dezidierten Produktlösungen positioniert. Laut Top500.org stattet Nvidia 361 der 500 leistungsstärksten Supercomputer der Welt mit seinen Prozessoren aus. Die Weiterentwicklung der Anwendungsfelder vom klassischen Machine Learning über Deep Learning bis hin zur Inferenz (Ableitung von Vorhersagen aus einem trainierten Modell) erfordert immer mehr Parameter, die gleichzeitig in einem Modell verarbeitet werden müssen. Die neueste frei verfügbare Version von ChatGPT, „GPT3“, benötigt mehr als die 1000-fache Leistungsfähigkeit der Hardware im Vergleich zur ersten Version von 2018. Üblicherweise wird die Leistungsfähigkeit in Petaflops gemessen, was einer Billiarde (10 hoch 15) Fließkommaoperationen pro Sekunde entspricht.
Grafik 3: Computational requirements for training transformers - Transfomer AI models require 275x more computing power every two years. Source: Nvidia
Chatbots – nur ein Hype oder eine dauerhafte Revolution?
Momentan wird viel darüber diskutiert, wie der Nutzen und die möglichen Gefahren des massenhaften Einsatzes von „Natural Language Models“ wie ChatGPT einzuschätzen sind. Aus technologischer Sicht dürften textbasierte Bots eines der ersten Anwendungsfelder künstlicher Intelligenz sein, das einen Nutzen für die Allgemeinheit verspricht und auf Akzeptanz stößt. Die möglichen Auswirkungen auf die Gesellschaft sind jedoch nicht unumstritten. So sprechen erste Analysten davon, dass die kommenden Chatbots ganze Tätigkeitsfelder innerhalb des Arbeitsmarktes ersetzen könnten. So prüft beispielsweise der 1920 gegründete „Daily Mirror“, inwieweit seine Mitarbeiter Chatbots zur Erstellung von Kurznachrichten einsetzen und damit den klassischen Journalismus „automatisieren“ können.
Wie gravierend die Veränderungen durch maschinelle Lernmodelle sein können, zeigt sich bereits bei der Suche im Internet. Eine Suche nach bestimmten Schlagwörtern wurde bisher von Algorithmen durchgeführt, die auf Inhalte bestimmter Homepages verwiesen. So erhielt man beispielsweise bei einer Anfrage zu einem rechtlichen Sachverhalt den Link zu einem Gesetz oder den Link zu vorhandenen Kommentaren zu diesem Gesetz. Im Vergleich dazu könnte ein KI-basierter Bot einem die passende Anspruchsgrundlage sowie eine rechtliche Interpretation des Sachverhalts liefern. Zusätzlich kann man auf die gegebenen Antworten reagieren und die Ergebnisse interaktiv mit dem Bot weiterentwickeln. Chatbots könnten somit eine Art Assistent bei verschiedenen Suchanfragen sein, ohne dass man die Recherche selbst durchführen muss. Eine Produktivitätssteigerung mit Unterstützung durch Chatbots scheint in vielen Arbeitsbereichen möglich zu sein.
Es ist keine Überraschung, dass die Registrierungen bei Open.AI, dem Betreiber von ChatGPT, in die Höhe schnellen und zuletzt sogar die Dynamik der Registrierungen der bisher erfolgreichsten App, TikTok, übertroffen haben. Obwohl das Tool in erster Linie für textbasierte Anfragen konzipiert wurde, testen inzwischen Millionen von Nutzern die Leistungsfähigkeit von KI. So lassen Schüler ihre Hausaufgaben von ChatGPT schreiben, und es gibt sogar Fälle, in denen Studenten ihre Bachelorarbeit überwiegend von ChatGPT schreiben lassen.
Doch wer profitiert von dieser Entwicklung? Derzeit ist noch nicht klar erkennbar, wie die Monetarisierung von Chatbots umgesetzt wird. Open.AI Inc. wurde eben als Non-Profit-Organisation gegründet. Zu den Geldgebern gehörte anfangs unter anderem Elon Musk, der die freie Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit und damit die Verfügbarkeit von Forschungsergebnissen auf Open-Source-Basis propagierte. Kürzlich hat jedoch Microsoft eine Investition von 10 Milliarden US-Dollar angekündigt und dürfte ein entsprechendes Payback erwarten.
Mit der Investition von Microsoft ist quasi der Startschuss für den Kampf um die Vormachtstellung im Bereich „Natural Language Processing“ gefallen. Die üblichen Protagonisten mit entsprechenden KI-Aktivitäten wie Alphabet ließen nicht lange auf sich warten, um ihre Version eines Chatbots vorzustellen. Dabei geht es im Fall des Mutterkonzerns von Google auch um die Vormachtstellung bei der Suche im Internet. Sollte es Microsoft gelingen, ChatGPT in die hauseigene Suchmaschine BING zu integrieren, wäre für Google ein Teil der lukrativen Werbeeinnahmen in Gefahr. Googles Antwort mit dem Namen „BARD“ konnte jedoch bei der Präsentation der Skills die hohen Erwartungen zunächst nicht ganz erfüllen. Auch asiatische Unternehmen zögerten nicht, ihre KI-Bots anzukündigen. Hier dürfte Baidu mit „Wenxin Yiyan“, was so viel wie „Ernie Bot“ bedeutet, bei der Präsentation im März die Blicke der Technologiewelt auf sich ziehen. Weitere KI-Tools von JD.com, Netease oder Tencent dürften folgen. Welche Unternehmen hier das globale Rennen machen werden, ist derzeit noch offen. Microsoft hat jedoch den signifikanten Vorteil, frühzeitig mit einer Lösung am Markt zu sein und als große digitale Plattform eine komplementäre Integration in bestehende Produkte vornehmen zu können.
Fragt man ChatGPT nach den Profiteuren der zunehmenden Nutzung von Chatbots, erhält man übrigens folgende Antwort:
Eine flächendeckende Nutzung von ChatGPT würde voraussichtlich viele Unternehmen aus verschiedenen Branchen begünstigen. Hier sind einige Beispiele:
- Unternehmen, die Chatbot-Lösungen entwickeln und anbieten, könnten von einer breiteren Akzeptanz und Verwendung von ChatGPT profitieren, da sie diese Technologie in ihre Produkte integrieren können.
- Halbleiter- und Prozesshersteller wie Nvidia und Advantest, die in der Lage sind, die notwendige Verarbeitungsleistung für KI-basierte Anwendungen bereitzustellen, könnten ebenfalls von einer breiteren Verwendung von ChatGPT profitieren.
- Cloud-Computing-Unternehmen wie Amazon Web Services, Google Cloud und Microsoft Azure, die als Plattformen für die Bereitstellung von Chatbot-Lösungen dienen können, könnten auch von einere höheren Nachfrage nach diesen Anwendungen profitieren.
- Unternhmen, die auf künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen spezialsiert sind, könnten von einere breiteren Verwendung von ChatGPT profitieren, da sie diese Technologie in ihre eigenen Produkte und Dienstleistungen integrieren könnten.
- Schließlich könnten Unternehmen, die Chatbot-Lösungen verwenden, um mit ihren Kunden zu interagieren, von einer breiteren Verwendung von ChatGPT profitieren, da sie in der Lage wären, effektivere und umfassendere Kundenerfahrungen zu schaffen.
10 Jahre Global Equities fund – Erfolgreich von den technologischen Trends profitieren
Es scheint also viele Gelegenheiten für Unternehmen zu geben, von den neuen Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz zu profitieren. Zunächst muss jedoch die notwendige Rechenleistung für Chatbots bereitgestellt werden. Eine weitere Steigerung der IT-Ausgaben scheint unabdingbar. Allein die Ankündigungen von Alphabet, Microsoft und den chinesischen Technologieplattformen dürften für einen zweistelligen Milliardenbetrag in US-Dollar an Investitionen in IT-Infrastruktur stehen. Auch die Betreiber von Datenzentren sehen den aktuellen Entwicklungen mit Freude entgegen, denn mit der zunehmenden Nutzung künstlicher Intelligenz dürfte das Datenvolumen exponentiell wachsen. Andererseits dürften Fragen der Datensicherheit und des Urheberrechts an Daten weiter an Bedeutung gewinnen. Bis hin zu möglichen disruptiven Auswirkungen auf bestehende Geschäftsmodelle.
Aus technologischer Sicht zeichnet sich derzeit eine Phase des Umbruchs ab, die für Investoren gewisse Chancen, aber auch Risiken mit sich bringen dürfte. Das globale Aktienteam um Frank Schwarz verfügt über langjährige Erfahrung im erfolgreichen Umgang mit solchen Veränderungen im Technologiesektor. Dies beweist der Mehrwert, den der MainFirst Global Equities Fonds seit nunmehr 10 Jahren auch zum 1. März wieder für seine Anlegerinnen und Anleger schafft. Frühzeitige Investitionen in Investmentthemen der Digitalisierung wie Cloud Computing, Cyber Security oder Halbleiterausrüstung tragen seit vielen Jahren zum Erfolg des Fonds bei. Mit dem Eintritt in das Zeitalter der künstlichen Intelligenz erscheint ein aktives Portfolio-Management im Technologiesektor unerlässlich. Das Team um Frank Schwarz hat dafür bereits die notwendigen Weichen für die nächsten 10 Jahre gestellt.