Nicht nur ihre beiden Karrierewege kreuzten sich mehrmals, auch privat verbindet sie eine langjährige Freundschaft: Fondsmanager Olgerd Eichler und Thomas Meier. Zeit für einen Dialog, um mehr über die beiden Portfoliomanager zu erfahren. Was waren ihre ersten Berührungspunkte mit Aktien? Was ist ihnen bei der Aktienanlage wichtig? Was unterscheidet sie? Warum sind sie beide überzeugte Value-Anleger? Und waren die letzten Wochen erst der Startschuss für eine langanhaltende Value-Rally?
Wann kam es bei Euch zu den ersten Berührungspunkten mit Wertpapieren?
Olgerd Eichler: Meine Erfahrung mit kapitalmarktnahen Finanzprodukten reicht mehr als drei Dekaden zurück. Markant war bestimmt der Schwarze Oktober 1987, als die Märkte ruckartig in die Knie gingen und bei vielen Börsianern und Investoren Panik auslösten. Dennoch und gerade mit dem Blick von heute muss ich festhalten, dass diese Zäsur mein breites Interesse für die Finanzmärkte eher noch beflügelte. Sie öffnete den Blick für das Wesentliche. Die Beschäftigung mit den gelisteten Unternehmen, Weit- und Vorsicht beim Investieren und natürlich auch das Verständnis für Diversifikation.
Thomas Meier: Auch meine Leidenschaft für die Börse, dem Marktgeschehen und der Beschäftigung mit Kapitalmarkt-Unternehmen hängt ganz entscheidend mit diesem Crash-Erlebnis 1987 zusammen. Natürlich lässt sich viel Know-how anlesen und Wissen aneignen. Doch das war/ist nicht genug. Denn Leidenschaft überdauert kurzfristige Begeisterung und steckt Menschen an, die es sehen und hören. So war es zumindest bei mir und dauert bis heute an.
Nun habt Ihr einige Zeit gemeinsam bei einem Fondshaus verbracht und irgendwann den Entschluss zum Wechsel gefasst. Reizte der Charme einer kleineren, unabhängigen Fondsboutique?
Olgerd Eichler: Kleiner, aber oho. Die schiere Größe eines Unternehmens ist bei weitem nicht alles. Und schon gar kein Garant für immerwährenden, großen Erfolg. Mitunter kommt jeder im Leben an Weggabelungen und muss sich entscheiden, was er möchte. Ich verspürte das Verlangen nach größeren Gestaltungsspielräumen und mitunter auch mehr Autonomie bei der Arbeit. Damit nicht genug. Mit meinem Wechsel zu MainFirst und der Auflage des ersten eigenen MF-Fonds 2007 wurde ich auch ein Stück weit mehr Unternehmer. Gestalter im wahrsten Sinne des Worts und somit die Freiheit und gleichzeitig Verpflichtung, das uneingeschränkt tun zu können, was ich gerne mache. Diesen Ansporn teile ich sicherlich auch mit meinem Kollegen Thomas Meier.
Kommen wir aufs Fondsmanagement zu sprechen. Was ist dabei zentral?
Thomas Meier: Das Kernmerkmal unserer Fonds ist der Fokus auf die Einzeltitelauswahl. Wir analysieren das Geschäftsmodell en detail, dazu die Wachstumsaussichten, die Managementqualität und natürlich auch die Bewertung. In der Summe der Betrachtung ergibt sich ein Gesamtbild, das für oder gegen ein Investment spricht. Dazu gehören auch die Termine vor Ort mit dem Top-Management um ein Gespür dafür zu bekommen, ob die Leistungsträger Macher oder eher nur Verwalter des Bestehenden sind. Schlussendlich ist es das Management, das langfristig den Wert eines Unternehmens bestimmt; der Vorstand trägt die Verantwortung für die Unternehmenskultur und dessen langfristige Strategie. Der tiefe Einblick ist ein spielentscheidender Vorteil, um die Chancen und Risiken präzise, nachhaltig einschätzen zu können. Das mündet darin, dass nur wenige Unternehmen p.a. ins Portfolio aufgenommen werden. Zugespitzt gesagt – wir kaufen Unternehmen, keine Aktien.
Viel wird aktuell wieder über das Comeback von Value-Aktien gesprochen. Wie ist Eure Sicht der Dinge?
Olgerd Eichler: Die Kombination aus den Aussichten über eine Erholung der wirtschaftlichen Aktivität, den voranschreitenden Impfungen der Bevölkerung und der extremen Bewertungsanomalie könnte den Wendepunkt der diesbezüglich negativen Anlegerstimmung herbeiführen und der Schlüssel für nachhaltig attraktive Renditen von Value-Strategien sein. Insofern sollte sich die Schere zwischen Growth und Value wieder (etwas) schließen und eine Rotation zu Value-Titeln eintreten. Viele Zykliker werden in den kommenden Quartalen die Erwartungen übertreffen und warten mit hohem Gewinnwachstum auf. Insbesondere KMU haben in der Krise auf bewährte Maßnahmen zurückgegriffen und agieren nun eher aus einer Position der Stärke, denn der Schwäche.
Thomas, du managst unseren globalen Dividendenfonds. Bitte erläutere dein Konzept.
Thomas Meier: Dem MainFirst Global Dividend Stars, der im vergangenen Sommer sein fünfjähriges Jubiläum feierte, liegt nach meiner Meinung ein einzigartiges Konzept zugrunde. Einerseits die Investitionen in konservative, defensive Kerninvestments, andererseits erfolgt eine spürbare Beimischung von wachstumsstarken klein- und mittelgroßkapitalisierten Unternehmen. Der letztgenannte Aspekt ist deshalb von großem Interesse, da wir auf Marktführer und Nischenplayer setzen, die auch künftig deutliches Kurspotenzial haben. Spezifisch sind auch die zweimaligen Ausschüttungen pro Jahr, was insbesondere charmant für institutionelle Investoren wie Stiftungen und Pensionskassen angesichts der Zinsdürre ist. Die durchschnittliche Ausschüttungsrendite seit Auflage bis Ende 2019 lag bei satten 3,4 Prozent. Entscheidend: Die Wertentwicklung unseres Fonds muss sich weder gegenüber der Konkurrenz oder dem Vergleichsindex verstecken. Im Gegenteil.
Wir danken Euch für Eure Zeit und das interessante Gespräch!
Das Gespräch führte Marco Seminerio, Country Head of BDS Germany, FENTHUM (Deutschland) GmbH.